Am 1. April 2021 verstarb Frau Gudrun Rademacher im Alter von 76 Jahren. Mit ihr ist eine Institution
im Berliner Naturschutz von uns gegangen. Diese Nachricht hat uns alle schwer erschüttert.
Frau Rademacher wurde am 14. September 1944 in Zielitz/Altmark nördlich von Magdeburg
geboren. Sie absolvierte das Studium der Museologie und ihre erste berufliche Tätigkeit nahm sie auf
der Wartburg in Thüringen in der Öffentlichkeitsarbeit auf (1966). Von 1969 bis 1982 wirkte sie am
Museum für Geschichte im Zeughaus in Berlin. Es folgten Jahre, in denen sie sich ganz der Familie
widmete. Ihr Lebensmittelpunkt in Berlin war immer Altglienicke. Hier begann auch ihr
ehrenamtliches Engagement für den Naturschutz. Noch zu DDR-Zeiten kämpfte sie mit
Gleichgesinnten gegen die Rodung eines Wäldchens in ihrer Umgebung, das heute noch existiert.
Frau Rademacher hatte im Berliner Naturschutz viele Funktionen inne. Die Beschäftigung mit dem
Wald und die Waldpädagogik für Kinder waren die Themen, die sie ihr Leben lang faszinierten.
So verwundert es nicht, dass die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) zu Ihrer Heimat im
Naturschutz wurde, in deren Vorstand sie viele Jahre tätig war. Ihre Liebe zur Waldpädagogik und
Umweltbildung konnte sie von 1992 an als Leiterin der Waldschule im Grunewald leben. In dieser
Eigenschaft lernte ich sie auch privat kennen. 1998 richtete sie einen der ersten Kindergeburtstage in
der Waldschule für unsere Tochter aus.
Frau Rademacher war 25 Jahre ehrenamtlich im Vorstand der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft
Naturschutz (BLN) als Beisitzerin, Stellvertretende Vorsitzende und von 2016 bis 2018 als Vorsitzende
tätig. In dieser Zeit bereicherte sie mit ihren Beiträgen und Initiativen stets die Diskussionen in unserem
Vorstand und legte den Finger in die offenen Wunden des Berliner Naturschutzes.
Auch im Aktionsbündnis Teufelsberg und im Vorstand des Naturschutzzentrums Ökowerk Berlin
wirkte sie viele Jahre mit.
2002 wurde Frau Rademacher für ihre langjährigen Verdienste im Naturschutz mit dem
Naturschutzpreis der Stiftung Naturschutz Berlin ausgezeichnet. In der Urkunde heißt es: „Gudrun
Rademacher hat sich um den Naturschutz in Berlin verdient gemacht.“
Auch privat war sie dem Naturschutz eng verbunden, ihr Garten in Altglienicke glich einem Urwald,
Pflanzen durften wachsen, Tiere sich entfalten.
Im Herbst 2018 starb ihr Ehemann Helmut, im Folgejahr brach ihre schwere Krankheit aus.
An der 40-Jahr-Feier der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz im Dezember 2019 konnte
sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr teilnehmen.
Sie schickte uns allen ein Grußwort: „Ich hatte mir gewünscht, als Überraschungsgast zur
Jubiläumsfeier der BLN zu kommen, um mit Ihnen allen gemeinsam zu feiern. Aber leider erlaubt es
mir mein derzeitiger Gesundheitszustand noch nicht. Ich gratuliere auf diesem Wege herzlich zu 40
Jahren erfolgreicher Arbeit, wünsche weiter viel Erfolg in den nächsten Jahren bis zum 50. Jubiläum.
Es ist für mich ein großes Herzensbedürfnis mich bei allen denen zu bedanken, die ich in den 25 Jahren
meiner Zugehörigkeit zur BLN kennenlernen durfte, die ich für Ihren Mut und Engagement für Natur
und Umwelt bewundere und sehr achte. Ihnen allen eine wunderbare Feier.“
2020 bezog sie nach ihrem Auszug aus dem Haus in Altglienicke und einem Zwischenaufenthalt in
einem von ihr ungeliebten Seniorenheim noch einmal eine kleine Wohnung in ihrer Heimat
Altglienicke.
Ihre letzte Statusanzeige bei WhatsApp „Im Wald beim Wildschwein“ zeigt, dass sie bis zu ihrem
Tode mit dem Wald verbunden blieb.
Am 1. April 2021 verstarb sie an ihrer schweren Krankheit. Ihre letzte Ruhe fand Gudrun Rademacher
Anfang Mai auf dem Evangelischen Friedhof Altglienicke.
Wir werden sie in ihrer Bescheidenheit und in ihrem Engagement vermissen und in ehrendem
Andenken bewahren.
Manfred Schubert
Geschäftsführer der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz
Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Naturschutz Berlin